3-monatiger Gastaufenthalt in Stade: 23.7.-21.10.2019
Arbeit im Pförtnerhaus
Zweites Offenes Atelier am Samstag, 28.9. 11-17:00 im Pförtnerhaus Bremervörder Str. 77, Stade Ava Smitmans malt und zeichnet im Rahmen ihres Projektes „Zur Zeit“ Stader Alltagsecken, Übersehenes und Bekanntes aus neuen Blickwinkeln. In ihrem Atelier im Pförtnerhaus zeigt sie ihre bisher entstandene Arbeiten und möchte dabei ins Gespräch mit den Ortsansässigen kommen: Wissen Sie etwas über ein Bild-Motiv, das Sie erzählen möchten? Haben Sie eine Geschichte, Anmerkungen dazu? Die Künstlerin beantwortet auch Ihre Fragen: Warum z.B. hat sie gerade dieses Motiv gewählt, und warum hat sie es auf diese Weise gemalt? 2 Offene Ateliers habe ich veranstaltet. Hier Eindrücke vom 1. Offenen Atelier am 31.8..Das Atelier war gut besucht, und es ergaben sich interessante Gespräche. Ich erfuhr spannende Geschichten, die auch in meinem Buch „Zur Zeit“ ihre Niederschrift fanden, das meine Bilder mit vor Ort gesammelten Geschichten zu den Motiven verbindet.
Ausstellung zum Projekt 5.7.-30.8.2020 im Schleusenhaus, Stade mit Präsentation des im Projekt erarbeiteten Buches “Zur Zeit”
„Die Schublade da wollte ich eigentlich noch schnell zumachen“, sagt Karin Paetzel, als sie die Zeichnung ihres Ladenraums zum ersten Mal in der Ausstellung im Schleusenhaus sieht. Aber die Künstlerin Ava Smitmans wollte das Innere des Nähmaschinengeschäfts in der Hökerstraße so zeigen, wie es gerade war. Karin Paetzel und ihre Mutter Lieselotte Meyer haben der Künstlerin dazu nicht nur die Tür ihres Ladens, sondern auch ihre alten Inventurbücher geöffnet. Das Faksimile eines Blatts daraus, im Jahr 1850 handgeschrieben vom Vorfahren Louis Meyer, dessen Namen das Nähgeschäft bis heute trägt, bildet den Hintergrund für eine Schwarz-WeißZeichnung der Reparaturwerkstatt. Die Stoffballen setzt Smitmans bewusst farbenfroh und mit vielen Mustern als Kontrast dagegen. Im Spätsommer 2019 war die Tübinger Künstlerin als „KunstGast“ in Stade. Drei Monate hat sie im Pförtnerhaus an der Bremervörder Straße gewohnt, das sonst für das Stader-Uhl-Stipendium genutzt wird. Darauf hatte sie sich auch ursprünglich beworben, es war aber schon vergeben, berichtet Fritz Preuß, Vorsitzender des Förderkreises Alt Stade. Doch Smitmans Bewerbung war so überzeugend, dass für sie ein neues Stipendium geschaffen wurde. Eine kluge Entscheidung. Smitmans Zeichnungen und Gemälde überraschen Stader mit gänzlich ungewohnten Ansichten und Einblicken, schreibt DieterTheodor Bohlmann in seinem Vorwort zu dem Buch. Sie zeige „nicht nur die Schönheit der Straßenfassaden, sondern gibt auch Einblicke in Hinterhöfe und Innenräume, Werkstätten mit ihren Maschinen, Apparaturen und Einrichtungen“. In dem zur Ausstellung veröffentlichten, mehr als 100-seitigen Buch hat die Künstlerin dazu die Geschichten vieler Häuser und Firmen gestellt – und die der Menschen, die sie ihr erzählt haben. „Luigi war der Erste“, berichtet Smitmans. Gerade angekommen, hatte sie vom Fahrrad aus ein Foto einer Altstadtansicht machen wollen und war dabei gestürzt. In Luigis italienischer Eisdiele durfte sie sich von dem Schreck erholen, bekam ein Glas Wasser – und ihren ersten Stader Kontakt. Luigis Kaffeemaschine hat den Weg in ihren Skizzenblock gefunden – und in das Buch. Sie wird jetzt in der Eisdiele Italia zu bewundern sein. Gemalt hat Smitmans mit einem perfekt passenden Material: Kaffee. Wie bei Karin Paetzel mit der offenstehenden Schublade ging es Ava Smitmans in Stade oft. Häufig werde ihr gesagt: „Warum malen Sie denn das da? Das ist doch nicht schön!“ In Stade hat sie dazu sogar eine Umfrage gemacht und herausgefunden, dass praktisch alle den Fischmarkt als schönste Ecke benennen – und das Altländer Viertel als die Hässlichste. Für sie war aber auch die Beschäftigung damit spannend und bereichernd, nicht nur künstlerisch: Mit Sona Zakaryan-Dawi ist sie, nachdem sie ihren Secondhand-Laden mit Änderungsservice im Altländer Viertel fotografiert hatte, auch noch zu einem Tanzworkshop mit der Kalinka-Gruppe gegangen. Zakaryan-Dawi schenkte ihr ein armenisches Brot, Smitmans brachte selbst gebackenen Pflau- menkuchen vorbei. Mit Karin Paetzel und Lieselotte Meyer zusammen kochte sie Hühnerfrikassee und die drei Seemänner Hein, Harry und Hanns, die sich für das Museumsschiff Greundiek engagieren, haben ihr ihre Lebensgeschichten erzählt. Die sind auch im Buch nachzulesen, im Kapitel „Hafen“. Weitere Kapitelüberschriften sind „Rund um die Kirche“, „Hinterhöfe“, „Betriebe und Geschäfte“, „Markt“ oder „Einkehren“. Es ist nicht das erste Projekt, das Ava Smitmans mit einem Aufenthalt als Stadtmalerin umsetzt. Aber noch nie, berichtet die Künstlerin, hat sie so viel Rötel benutzt. Dieser rote Ocker, ein Material, das schon Steinzeitkünstler verwendeten, habe einfach genau den richtigen Ton, um die Farbe der Ziegel wiederzugeben, die zur traditionellen Bauweise gehören. Für die Bilder hat Ava Smitmans eine Mischtechnik benutzt und gegen feine Bleistiftund Buntstiftzeichnungen satte Ölkreide gesetzt oder tiefschwar- ze Kohle mit kräftigem Strich. Immer wieder hat auch der Kontrast mittelalterlicher Fachwerkhäuser und moderner Architektur ihren Blick gefangen. In kleinen Details ist Überraschendes zu entdecken: Ein Wasserhahn, der als Alufolien-Collage blinkt, ein Vorhang, der aus hauchfeinen Plastikstreifen besteht. Die Ausstellung ist bis 30. August täglich von 11 bis 17 Uhr im Kunstpunkt Schleusenhaus zu sehen. Der Eintritt ist frei. Stader öffnen ihre Türen für Ava Smitmans Kunstausstellung und Buch zu Orten und Menschen Von Anping Richter STADE. Drei Monate hat die Künstlerin Ava Smitmans in Stade verbracht und viele Menschen gefragt, welche Orte ihrer Stadt sie schön finden und welche hässlich. Künstlerisch auseinandergesetzt hat sie sich mit beidem. Dabei sind eine sehenswerte Ausstellung und ein spannendes Buch herausgekommen. Ava Smitmans mit einem Bild, das die Werkstatt von Sona Zakaryan-Dawi (rechts) zeigt. Fotos: Richter                                          Das Buch zur Ausstellung hat größtenteils der Förderverein Alt Stade finanziert. Hochwertig gedruckt, mit vielen Bildern und einer Fülle hintergründiger Texte zu Gebäuden, Orten und Menschen auf 104 Seiten, ist es für 20 Euro im Schleusenhaus, im Baumhaus-Museum, im Schwedenspeicher-Museum sowie bei den Buchhandlungen Kontor und Schaumburg erhältlich. Das Buch Mit Lieselotte Meyer und ihrer Tochter Karin Paetzel hat die Künstlerin auch Hühnerfrikassee gekocht.
Zum Glück konnte die Präsentation meiner gut 100 Bilder und meines im Projekt entstandenen Buches „Zur Zeit - Stader Begegnungen in Malerei, Zeichnung und Notizen“ im Kunstpunkt Schleusenhaus trotz Corona-Beschränkungen stattfinden. Statt einer Vernissage lud ich die zahlreichen am Projekt Beteiligten mit Terminvergabe ein. Die Ausstellung durfte mit Maske und Abstand über 2 Monate hinweg täglich angeschaut werden. Sie stieß auf großes Interesse. Das Stader Tageblatt brachte einen sehr schönen Artikel (s.u.)
Beim Signieren meines Buches
Im Gästebuch skizzierte ich die beiden Hunde des Hauses
Buch und Ausstellungsplakat. Das Buch mit 104 Seiten und gut 100 Abbildungen ist in Stade im Schleusenhaus und im örtlichen Buchhandel erhältlich, sowie über mein Atelier.
Bilder
Der Förderkreis Alt Stade e.v. lud mich nach Stade ein, um mich mit der Stadt und deren BewohnerInnen auseinander zu setzen. Von Anfang an war klar, dass daraus ein Buch entstehen sollte. Dieser Aspekt war mir sehr wichtig, da so der Austausch, der in meinen Projekten zwischen mir und den Ortsansässigen zunehmend stattfand, zum ersten Mal umfassend sichtbar gemacht werden konnte. Wohn-und Arbeitsraum war das Stipendiatenatelier im alten Pförtnerhaus, das mir die Kulturstiftung Stade zur Verfügung stellte.